Jedenfalls "sind wir im weltweiten Maßstab die lebbarste Metropole", trumpft er in einem Zeitungsinterview. Kein deutsches Unternehmen hat es in die Top Ten geschafft. Melbourne sollte den Zuschlag erhalten. Australiens zweitgrösste Großstadt blieb über Jahrzehnte hinter Sydney mit seinem brillanten Hafen-Flair und dem fotogenen Opera House zurück.
Die Stadt Melbourne hingegen gilt als Provinz, wohlerzogen und unattraktiv. Man baute eine lebhafte Strandpromenade mit einem luxuriösem Kronenkasino, einem der grössten Casinos der Erde, und einem neuen Einkaufs- und Restaurantviertel in den bis heute verfallenen Docklands. Das Melbourne Theatre Company, das Ballet, die beiden großen Musikhäuser, das farbenfrohe Angebot der vielen kleinen Theater und die lebhafte Galerieszene tragen zu Melbournes heutigem Ansehen als kulturelle Metropole auf dem Kontinent bei.
Nehmen Sie eine Zahl, und nach einer kurzen Pause erhalten Sie Prospekte und fachkundige Beratung, um die Trend-Metropole Australiens zu entdecken - mit oder ohne Führer: die schönen Geschäfte rund um Chapel Street und Toorak Road, die funkelnden historischen Passagen, Chinatown, das Griechische Viertel, Little Vietnam, das beiläufige Uni-Viertel im hohen Norden, der beliebte Königin Victoria Market mit seinem reichhaltigen Angebot an Köstlichkeiten, Kleidung und Mitbringseln oder die kleinen Alleen.
So zum Beispiel die 96er-Strecke, die vom multikulturellen Stadtteil Fitzroy im hohen Norden bis an den Sandstrand im heimeligen Hafenviertel St. Kilda führt. Sydneysiders toben, laufen, spazieren und radfahren in den Wellen des Meeres dank ihrer vielen nahe der City gelegenen Sandstrände, während die gesundheitsbewussten Melbournier durch ihre großen Parkanlagen schwitzen. Der größte Wermutstropfen der Metropole wurde von den "Economist"-Analysten offenbar nicht berücksichtigt: das Klima.
Das ständige Wechselspiel zwischen eiskaltem Wind aus der Antarktis und heißer Wüstenströmung aus dem hohen Norden, verbunden mit konstanten Regenschauern, sorgt für rasche und einschneidende Temperaturschwankungen. Einige Jahre später übersiedelte der nach Melbourne ausgewanderte Koelner Pädagoge Lutz Fehling nach Brisbane im sonnigen Queensand mit der Erklärung: "Hätte ich den regen geliebt, wäre ich in Köln gewesen.